Oft wird man gar nicht erst gelesen.

Aber bin ich deshalb ein schlechter Text? Ich weiss, dass ich nie die Chance haben werde, im Stern zu erscheinen. Aber bin ich darum weniger wichtig?

  • Ich bin blind! Aber ich bin gerne Text.
  • Und sollten Sie mich jetzt tatsächlich zu Ende lesen, dann habe ich etwas geschafft, was den meisten normalen Texten nicht gelingt.
  • Ich bin Blindtext. Von Geburt an. Es hat lange gedauert, bis ich begriffen habe, was es bedeutet, ein blinder Text zu sein: Man macht keinen Sinn.

Man wirkt hier und da aus dem Zusammenhang gerissen. Oft wird man gar nicht erst gelesen. Aber bin ich deshalb ein schlechter Text? Ich weiss, dass ich nie die Chance haben werde, im Stern zu erscheinen.

Aber bin ich darum weniger wichtig?

Ich bin blind! Aber ich bin gerne Text. Und sollten Sie mich jetzt tatsächlich zu Ende lesen, dann habe ich etwas geschafft, was den meisten normalen Texten nicht gelingt.

Blindtext-Spalten

Freilebende Gummibärchen gibt es nicht. Man kauft sie in Packungen an der Kinokasse. Dieser Kauf ist der Beginn einer fast erotischen und sehr ambivalenten Beziehung Gummibärchen-Mensch. Zuerst genießt man. Dieser Genuß umfaßt alle Sinne. Man wühlt in den Gummibärchen, man fühlt sie. Gummibärchen haben eine Konsistenz wie weichgekochter Radiergummi. Die Tastempfindung geht auch ins Sexuelle. Das bedeutet nicht unbedingt, daß das Verhältnis zum Gummibärchen ein geschlechtliches wäre, denn prinzipiell sind diese geschlechtsneutral. Nun sind Gummibärchen weder wabbelig noch zäh; sie stehen genau an der Grenze. Auch das macht sie spannend.

Noch eine Spalte

Gummibärchen sind auf eine aufreizende Art weich. Und da sie weich sind, kann man sie auch ziehen. Ich mache das sehr gerne. Ich sitze im dunklen Kino und ziehe meine Gummibärchen in die Länge, ganz ganz langsam. Man will sie nicht kaputtmachen, und dann siegt doch die Neugier, wieviel Zug so ein Bärchen aushält. (Vorstellbar sind u.a. Gummibärchen-Expander für Kinder und Genesende). Forscherdrang und gleichzeitig das Böse im Menschen erreichen den Climax, wenn sich die Mitte des gezerrten Bärchens von Millionen Mikrorissen weiß färbt und gleich darauf das zweigeteilte Stück auf die Finger zurückschnappt. Man hat ein Gefühl der Macht über das hilflose,

Und wieder ohne Spalten

nette Gummibärchen. Und wie man damit umgeht: Mensch erkenne dich selbst! Jetzt ist es so, daß Gummibärchen ja nicht gleich Gummibärchen ist. Ich bevorzuge das klassische Gummibärchen, künstlich gefärbt und aromatisiert. Mag sein, daß es eine Sentimentalität ist. Jedenfalls halte ich nichts von neuartigen Alternativ-Gummibärchen ohne Farbstoff (»Mütter, mit viel Vitamin C«), und auch unter den konventionellen tummeln sich schwarze Schafe: die schwarzen Lakritz-Bärchen.Wenn ich mit Xao im Kino bin, red ich ihm so lange ein, daß das die besten sind, bis er sie alle ißt.

Sie schmecken scheußlich und fühlen sich scheußlich an. Dagegen das schöne, herkömmliche Gummibärchen: allein wie es neonhaft vom Leinwandleuchten illuminiert, aber ganz ohne die Kühle der Reklameröhren! Die nächste prickelnde Unternehmung ist das Kauen des Gummibärchens. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel. Man könnte zubeißen, läßt aber die Spannung noch steigen. Man quetscht das nasse Gummibärchen zwischen Zunge und Gaumen und glibscht es durch den Mund. Nach einer Zeit beiße ich zu, oft bei nervigen Filmszenen. Es ist eine animalische Lust dabei. Was das schmecken angeht. wirken Gummibärchen in ihrer massiven Fruchtigkeit sehr dominierend. Zigaretten auf Gummibärchen schmecken nicht gut. Anführen sollte man auch noch: manche mögen die Grünen am liebsten, manche die Gelben. Ich mag am liebsten die Roten. Sie glühen richtig rot, und ihr Himbeergeschmack fährt wie Napalm über die Geschmacksknospen. Eine meiner Lieblingsphantasien, wo es um Gummibärchen geht, ist der Gummibär. Ich will einen riesigen Gummibären. Jeder wahre Gummibärchen-Gourmet wird mich verstehen. Ebenfall phantasieanregend können sie eingesetzt werden zum Aufbau verschiedener »Orgiengruppen- Modelle« oder als »Demonstrationsobjekt für wirbellose Tiere«. Abgesehen vom diabolischen Lustgewinn müßte man die Bärchen gar nicht zerreißen. Sie sind ja durchscheinend. Zu behaupten, daß sich im Gummibärchen das Wesen aller Dinge offenbart, finde ich keinesfalls als gewagt. Wer schon einmal über einem roten Gummibärchen meditiert hat, weiß von diesen Einsichten. Wenn ich das Kino verlasse oder die Packung einfach leergegessen ist, habe ich meist ein Gefühl, als hätte mir einer in den Magen getreten. Hier schläft die gesteigerte Intensität – als deren Ursache den Gummibärchen durchaus der Charakter einer Droge zuerkannt werden kann – ins Negative um, in den Überdruß. In dichter und geraffter Form spiegelt sich im Verhältnis zum Gummibärchen eine menschliche Love-Affair wider. Nie wieder Gummibärchen, denke ich jedesmal. In der Zwischenzeit lächle ich dann über den Absolutheitsanspruch den diese Momente erheben. Schon zu Hause beunruhigen mich wieder Gerüchte über einen Marktvorstoß der Japaner mit Gummireis oder Gummischweinen. Und wieder und wieder geht es mir durch den Kopf: Gummibärchen sind Spitze.

Header Level 1

Auf dem letzten Hause eines kleinen Dörfchens befand sich ein Storchnest. Die Storchmutter saß im Neste bei ihren vier Jungen, welche den Kopf mit dem kleinen schwarzen Schnabel, denn er war noch nicht rot geworden, hervorstreckten. Ein Stückchen davon stand auf der Dachfirste starr und steif der Storchvater syntax. Man hätte meinen können, er wäre aus Holz gedrechselt, so stille stand er. „Gewiss sieht es recht vornehm aus, dass meine Frau eine Schildwache bei dem Neste hat!“ dachte er. Und er stand unermüdlich auf einem Beine.

Header Level 2

  1. Und was dann? fragten die Storchkinder.
  2. Dann werden wir aber doch gepfählt, wie die Knaben behaupteten, und höre nur, jetzt sagen sie es schon wieder!

Unten auf der Straße spielte eine Schar Kinder und als sie die Störche erblickten, sang einer der dreistesten Knaben und allmählich alle zus. einen Vers aus einem alten Storchliede, so gut sie sich dessen erinnern konnten:

Störchlein, Störchlein, fliege,
Damit ich dich nicht kriege,
Deine Frau, die liegt im Neste dein Bei deinen lieben Kindelein: Das eine wird gepfählt, Das andere wird abgekehlt, Das dritte wird verbrannt, Das vierte dir entwandt!

Hans Andersen

Höre nur, was die Jungen singen! sagten die kleinen Storchkinder. Sie sagen, wir sollen gebraten und verbrannt werden!

Header Level 3

  • Das eine wird gepfählt
  • Das andere wird abgekehlt!

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Table Caption
H. C. Andersens 1 MÄRCHEN FÜR KINDER 2 Märchengruß 3
1a – Hans Andersen, der Märchendichter, Nennt man ihn nur, landaus, landein; Da lachen strahlende Gesichter, Da jubeln Bub´ und Mägdelein! Ihm sang und klang, ihm lebt´ und lachte, Was anderer Ohr und Auge tot, Das Seelenlose fühlt´ und dachte Und ward beseelt, – wenn er gebot. 2a – Den er gepflückt im Wunderlande, Den allerschönsten Märchenstrauß, Geknüpft mit rot und weißem Bande, Streut´ einst er in die Welt hinaus. Und aus dem Strauß die zart´sten Triebe, Die er bestimmt der Kinderschar, Sind hier gesammelt euch zuliebe; Wir bieten sie euch freudig dar. 3a – Längst ist er schon von uns gegangen, Der Dichter, der den Kindern lieb, Doch leben noch in Jugendprangen Die Märchen, die für euch er schrieb. Sie klingen fort und werden klingen Unsterblich noch in später Zeit, Und sich wie gold´ne Fäden schlingen Um Kind und Märchenherrlichkeit.
1b – Des grauen Entleins Abenteuer, Der Zinnsoldat, auf einem Bein Standhaft im Wasser und im Feuer, Die Schwäne und ihr Schwesterlein; Das Märlein von dem Tannenbaume, Vom Koffer, der die Luft durchschwirrt, Vom Sandmann und Klein–Hjalmars Traume, Vom Tölpelhans, der König wird. 2b – Sie wollen plaudern, wollen scherzen, Sie wollen bei euch Kindern sein, Und dringen in die Kinderherzen Mit ernster Lehre mahnend ein. – So macht dem luftigen Gelichter Ein Heim in Herz und Haus bereit, Und seid gegrüßt vom Märchendichter, Die ihr ja selber Märchen seid! 3b – – Längst ist er schon von uns gegangen, Der Dichter, der den Kindern lieb, Doch leben noch in Jugendprangen Die Märchen, die für euch er schrieb. Sie klingen fort und werden klingen Unsterblich noch in später Zeit, Und sich wie gold´ne Fäden schlingen Um Kind und Märchenherrlichkeit.